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Requiem defunctorium

In der heutigen Welt werden Identitätsprobleme, Individualität und kulturelle Verschieden- heit offensichtlicher und allgemein. Die visuellen Erzählungen, die José De Quadros präsentiert sind nicht nur passend für diesen denkwürdigen Moment, in dem wir die 500 Jahre "Entdeckung" Brasiliens feiern.

Die Kunst sucht Wege und Antworten zu alten Fragestellungen, die bis heute noch nicht bewältigt wurden: Kulturelle Ausbeutung, Unterwerfung und Beherrschung, die Religion, die Macht, die Ausrottung - das Leben und der Tod überlagern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Die Arbeiten bestehen aus sechs Dyptichen, betitelt: Scheiben / Erinnerungen sowie sechs Porträts der Indianerin Maria Rosa und dem Kopf des Künstlers, gemalt als Tomographie. In den Dyptichen sehen wir einerseits Wiedergaben der Holzdrucke Theodore de Brys und auch anderer, unbekannter Künstler. Diese Werke basieren auf den historischen Berichten Hans Stadens, ein Hesse, der im 16. Jahrhundert Brasilien bereist hat und dort von den Tupinambás, durch Kannibalismus bedroht, acht Monate in Gefangenschaft gehalten wurde. Auf der anderen Seite sehen wir Wiedergaben von Pressefotos der alten Maria Rosa, einzige Überlebende des Oti-Xavantes-Volkes. Die Dyptichen sind mehrere Male mit Zinkweiß übermalt worden und darauf erscheinen verschiedene Worte aus der Tupi-Sprache, zusammengesetzt mit çoba und aus der Tupi-Guarani-Sprache, zusammengesetzt mit toba. Diese Begriffe stehen jeweils für Kopf, Gesicht, Antlitz, Miene. Beide Seiten der Dyptichen sind durch die in Rötel gezeichnete Computer-Tomographie (CT) eines Kopfes verbunden. Auf jedem Dyptichon erscheint in der Tomographie des Kopfes jeweils eine andere Hirnscheibe. Die Hirnscheibe steht sowohl für Erinnerung als auch für die Verbindung zum Kopf des Künstlers.

Die CT's sind Elemente, die der Künstler seit einiger Zeit häufiger verwendet. In dieser Arbeit kann CT auch ikonographisch çoba und toba bedeuten.

Die sechs Porträts zeigen Maria Rosa in unterschiedlicher Stimmung: Heiter, traurig, melancholisch, verbittert oder anklagend. Man könnte sich dabei vorstellen, daß Maria Rosa mit Federn des Guará-Vogels geschmückt ist, ähnlich den Tupinambás während eines Menschenfresser-Rituals....

Die Installation mit Dyptichen und Porträts wird zum Schluß verbunden durch den tomographierten Künstlerkopf auf der Friedhofstreppe von Paranapiacaba.

Die verschleiernde Malweise deutet auf die Versuchung hin, die Vorgeschichte zu vergessen. Die unterschwellige, unakzeptable Lust am kollektiven Gedächtnisschwund kann als Katharsis fungieren. Zugleich werden wir eingeladen zum Innehalten und aufmerksamen Betrachten der bildlichen Darstellung, zum Entdecken einer anderen Geschichte oder möglicher Geschichtsvarianten zwischen den einzelnen Malschichten.

Alles sind Spuren und Hinweise.

© 2013 José De Quadros |
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