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José, Maria und Hans
(oder ein anderer Aspekt deutsch-brasilianischer Beziehungen)

Als der brasilianische Künstler José De Quadros zum ersten Mal das Bild Maria Rosas sah, wusste er welche Achtung ihr gebührt und war sich der Bedeutung bewusst, die ihr zukommt. 1985, Maria Rosa schon über 100 Jahre alt, erschien ein Foto von ihr in der brasilianischen Presse: Sie war die letzte Zeugin der Oti-Xavantes, einem indianischen Stamm.

Im Jahr 2000, 500 Jahre nach der "Entdeckung" Brasiliens, greift José De Quadros auf diese Abbildung zurück, um Maria Rosa durch seine Malerei eine Hommage zu widmen. Durch die Folge der Bilder werden die Konturen der Geschichte Brasiliens und seiner Bevölkerung wieder ins Bewusstsein gehoben. Die Indianerin selbst hätte keinen Grund zum Feiern gehabt, da ihr Schicksal als das Ergebnis der brutalen Kolonialisation des Landes zu sehen ist. Sie ist die Vertreterin der Ureinwohner Brasiliens, und in ihr spiegeln sich Identitätskonflikt, Individualität und kulturelle Verschiedenheit wider. Sie und ihre Geschichte verkörpern die Ausgangspunkte einer neuen Serie des Künstlers.

Die veröffentlichte Abbildung aus der Zeitung dient mehrmals als Vorlage zu seiner Malerei. Die Darstellung der Heldin Maria Rosa wird durch diejenige verschiedener Protagonisten und Zeugen ihrer Odyssee ergänzt, die José De Quadros schrittweise auf die Leinwand aufgetragen hat.

Dieser Vorgang ist ein Prozess… Die ersten Bilder zeigen die Abbildung Maria Rosas als Zentralfigur. Der unruhige Pinselstrich verteilt die Spuren ihres Gesichts auf einem hellen, monochromatischen Hintergrund, wodurch sich ihre Physiognomie ändert: traurig, glücklich, nachdenklich oder ärgerlich. Der nächste Schritt ist die Verwendung verschiedener Wörter in Tupy oder Tupi-guarani, die eine Beziehung zum Wort cabeça = Kopf aufbauen: Çoba, Çobapeteca, Tobacanga, Tobape und viele andere. Die Buchstaben prallen auf die Darstellung in kräftigen Farben wie rot, lila oder weiß.

In der Darstellung wird dann als neuer Partner der bekannte hessische Reiseberichterstatter Hans Staden in mutiger Haltung aufgenommen. Auf vom Künstler so genannten Vergangenheitstafeln erscheint diese männliche Gestalt, wie Maria Rosa auch, als Hintergrund in den verschiedenen fast monochromatischen Flächen. Hans Stadens Blick spiegelt die Tiefe seiner Kenntnisse wider, denn die von ihm überlieferten Informationen über die Tupinambás sind bis heute die ergiebigsten Quellen überhaupt über das Leben der Indianer der brasilianischen Küstengebiete im 16. Jahrhundert. José De Quadros gelingt es durch seine Technik, Hans Staden und Maria Rosa auf der gleichen Ebene darzustellen. Die Malweise ist identisch und stellt dadurch eine fiktive Brücke zwischen beide Gestalten her. Auf den Bildern werden zum Teil durch Hans Staden überlieferte alltägliche Szenen und Erfahrungen aus seinem Leben mit den Indianern wiedergegeben.
Als typisches Merkmal des Künstlers werden die Konturen von schematisierten Computer-Tomographien in mehrere Bilder integriert, die als Sinnbild für die verlorene Erinnerung stehen.

Die Serie setzt sich fort in der Annäherung Hans Stadens und Maria Rosas vermittelt durch die Wiedergabe der Architektur Hombergs, seines Geburtsortes. Während die Architektur Hombergs allgemein als Kulturgut gilt und anerkannt ist, leidet Maria Rosa still und mit demselben naiven Blick wie die Ureinwohner des Landes seit dem 16. Jahrhundert. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Verlust ihrer kulturellen Besonderheiten durch illusorische Werte ersetzt.

Kein Wunder, dass erst im Jahr 2000, als Brasilien im Sinne der Conquista, der Eroberung durch Portugal und die Europäer, das 500jährige Jubiläum der “Entdeckung” feierte, der in Kassel lebende brasilianischen Künstler José De Quadros diese Thematik aufgriff. Die Entstehung dieser Serie verwendet eine klare und direkte künstlerische Sprache, die die faszinierenden Erlebnisse Hans Stadens als Reiseberichterstatter automatisch mit dem Schicksal des Landes und seiner Ur-Bevölkerung 500 Jahre später erläutert.

Die nostalgische Atmosphäre wird hervorgerufen durch die präzise Malweise als Palimpsest mit Ölfarben, Rötel, venetianisch Terpentin, Dammarfirnis und Acrylfarben in hellen Tönen mit sparsamen kräftigen Farben, die als Spuren der historischen Existenz einer Bevölkerung gesehen werden können.

Tereza de Arruda, Juli 2001.

© 2013 José De Quadros |
 
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